18th Century German (Literature)

Johann Anton Leisewitz (1752–1806) gilt der Nachwelt als Autor eines einzigen Textes von literaturgeschichtlicher Bedeutung: der Tragödie ‚Julius von Tarent‘ (1775). Sie ist fraglos der Höhepunkt im schriftstellerischen Werk des Braunschweiger Landschaftssekretärs und späteren Hofrats. Seine vielen Projekte – etwa das einer Geschichte des Dreißigjährigen Krieges und einer Komödie –, die ihn Jahre beschäftigten, blieben entweder Fragment oder scheiterten vollständig. Gleichwohl gehört Leisewitz, nicht zuletzt durch seine faszinierenden Tagebücher und Briefe, zu den kulturgeschichtlich bedeutsamsten Figuren seiner Epoche; zugleich wirkte er in seinen über 30 Braunschweiger Jahren auch als Reformer des Armenwesens und als Jurist.

Der Band präsentiert die Ergebnisse einer internationalen Tagung vom Juni 2023 und bietet erstmals eine interdisziplinäre Bestandsaufnahme zu Leben und Werk des norddeutschen Aufklärers. Neben neuen Studien zum ‚Julius von Tarent‘ finden sich Beiträge aus historischer, sozial-, kultur- und regionalgeschichtlicher Perspektive.

Der Band erscheint Mai/Juni 2025!

Inhaltsverzeichnis:
Cord-Friedrich Berghahn · Gerd Biegel · Till Kinzel Johann Anton Leisewitz und die Konstellationen der norddeutschen Spätaufklärung . . . . .7

I. Leisewitz und die Kreise seiner Wirksamkeit

Gerd Biegel Leisewitz und Braunschweig: Traum und Trauma einer paradigmatischen Persönlichkeit der Spätaufklärung . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .15

François Charette Leisewitz’ soziales Netzwerk in Braunschweig im Spiegel der nordamerikanischen Briefe Heinrich Urban Cleves, 1776–1782  . . . . . . . . . . . .61

II. Der Dramatiker Leisewitz: Julius von Tarent und seine Kontexte

Martin Schippan „Die Fürsten haben keine Freunde“: Herrschaftskritik in Gotthold Ephraim Lessings Emilia Galotti und Johann Anton Leisewitz’ Julius von Tarent  ..93

Susanne Brüggemann Söhne der Natur? Zur Bildlichkeit in Diderots Le Fils naturel ou  Les Épreuves de la vertu und Leisewitz’ Julius von Tarent . . . . . . . . . . . . . . .125

Rodrigo Carmen-Cerdán Zwischen Geschichte und Tyrannenkritik .  Johann Anton Leisewitz’ dramatische Fragmente . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .171

III. Schriften, Fragmente, Projekte & Kontroversen:  Leisewitz’ braunschweigische Autorschaft

Till Kinzel Leisewitz und das Versprechen einer klassischen  deutschen Literatur: Zur Kontroverse zwischen Friedrich II . von Preußen, Abt Jerusalem und  Justus Möser 187

Manuel Zink „Ich hasse diese Aggregate von kleinen Unglücken“ Leisewitz und der Streit zwischen August Ludwig Schlözer und  Johann Gottfried Herder  . . . . .213

Gérard Laudin „Alles ist Palliativ“: Die Aufgabe des Gesetzgebers in Johann Anton  Leisewitz’ Aufsatz Noch Etwas über Uniformen und Kleiderordnungen  . . . . .231

Cord-Friedrich Berghahn „Mich betreffende Nachrichten und Betrachtungen“ & „Commentarien über mich selbst“: Leisewitz’ Tagebücher . . . . . . . . .. . . . . .247

Felix Woywode Das Spiel mit dem Glück . Kartenspiel und Langeweile  in den Tagebüchern von Johann Anton Leisewitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .257

Anett Lütteken „Nachrichten von geschehenen Kriegsbegebenheiten“: Beobachtungen zur Arbeitsweise des Historikers Leisewitz . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .281

IV. Anhang

Anett Lütteken Der Leser Johann Anton Leisewitz: Ausleihen aus dem Bestand der Wolfenbütteler Bibliothek im Zeitraum von 1781–1799 . . . . . . . . . . . . . . . . . .299 Personenregister . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .331 Beiträgerinnen und Beiträger . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . . .337

Goethe lebte auf großem Fuß, das belegen seine akribisch geführten Haushaltsbücher aus der Weimarer Zeit. Großzügig war er, wenn es um die fürstliche Bewirtung seiner Gäste, seine zahlreichen Reisen und die Neuanschaffungen für seine Sammlungen ging. Bescheidener lebte er im engeren Familienkreis. Geprägt von den bürgerlichen Prinzipien seines Frankfurter Elternhauses war ihm die sorgfältige Kostenkontrolle immer ein Anliegen, die Ordnung seiner privaten Finanzwirtschaft stellte für ihn die Basis seines Lebenswerks dar

In der Buchreihe "LiLi: Studien zu Literaturwissenschaft und Linguistik" erscheinen thematisch geschlossene Sammelbände und Monografien, die Schnittstellen zwischen den Teildisziplinen der Germanistik fruchtbar machen, medienund kulturwissenschaftliche Schwerpunkte setzen und theoretische wie historische Ansätze vereinen. Sie stellt sich damit programmatisch in die Tradition der "LiLi. Zeitschrift für Literaturwissenschaft und Linguistik", die mit ihren Themenheften zur neueren Literaturwissenschaft, Mediävistik und Sprachwissenschaft Brücken zwischen Linguistik und Literaturwissenschaft schlägt und seit 1971 in einzigartiger Weise die Einheit und Vielfalt des Fachs repräsentiert. Über die Aufnahme einer Monografie oder eines Sammelbandes entscheiden die Herausgeberïnnen in Zusammenarbeit mit einem wissenschaftlichen Beirat in einem zweistufigen Prozess der Qualitätsprüfung (Peer Review). Die Maßstäbe für die Aufnahme bilden die programmatische Passung des Bandes sowie die wissenschaftliche Relevanz und Exzellenz der einzelnen Beiträge in Methode und Darstellung.

Die Herausgeberin dieser beiden Bände, Kerstin Gräfin von Schwerin, 1 hat mit ihnen allen am 18. Jahrhundert Interessierten einen großen Dienst erwiesen. Denn die schön aufgemachten Bände des aus der Schweiz (Aargau) stammenden Arztes Johann Georg Zimmermann (1728-1795), der zu den Prominenten des Aufklärungszeitalters gehörte, verdienen in jedem Falle intensive Aufmerksamkeit. 2 Denn Zimmermann galt damals als gut vernetzter Autor und war mit vielen Zeitgenossen befreundet oder bekannt. Auch wenn er zum königlich großbritannischen Leibarzt berufen wurde, hat er Georg III. nur ein einziges Mal wirklich behandelt (S. 681). Als Philosoph fand er ebenso Beachtung wie als umstrittener Biograph des preußischen Königs Friedrichs des Großen. Und wenn er hier als Denker der Einsamkeit wieder zur Geltung kommt, wird damit ein wesentlicher Bei

En la primera mitad del siglo XVIII, Alemania fue escenario de un intenso debate sobre la ópera, especialmente tras la difusión del estilo italiano. Este conflicto se enmarca  dentro  de  los  debates  característicos  del  Siglo  de  las  Luces,  como  el contraste entre lo antiguo y lo moderno y las evaluaciones de autores como John Milton y William Shakespeare. Johann Christoph Gottsched, una figura central en este  debate,  criticó  vehementemente  la  ópera  en  su Versuch  einer  critischen Dichtkunst,  considerándola  irracional  y  moralmente  depravada.  Gottsched  se apoyó en la crítica de Saint-Évremond y en los fundamentos de Lodovico Antonio Muratori, cuyas ideas normativas rechazaban la ópera por su falta de verosimilitud y su influencia corruptora. Sin embargo, su crítica no quedó sin respuesta; Johann Mattheson  defendió  la  ópera  argumentando  que  la  competencia  crítica  de Gottsched era insuficiente. Este debate no solo reflejaba la transferencia cultural italo-alemana, sino también las tensiones entre razón e imaginación en el arte. La influencia  de  Muratori,  aunque  mediada  por  Gottsched,  persistió  en  el pensamiento  estético  alemán,  afectando  a  teóricos  posteriores  como  Gotthold Ephraim Lessing y Franz Grillparzer. El análisis revela la complejidad del conflicto y la persistente pugna entre razón y emoción en la valoración de la ópera.

English:
In the first half of the eighteenth century, Germany witnessed an intense debate over opera, particularly after the  spread  of the Italian style. This conflictowas conflicthe  characteristic  debates  of  the  Enlightenment,  such  as  the  contrast between the ancient and the modern and evaluations of authors like John Milton and  William  Shakespeare.  Johann  Christoph  Gottsched,  a  central  figure  in  this debate,  vehemently  criticized  opera  in  his Versuch  einer  critischen  Dichtkunst, considering it irrational and morally depraved. Gottsched relied on the criticismofSaint-Évremond  and  the  principles  of  Lodovico  Antonio  Muratori,  whose normative  ideas  rejected  opera  for  its  lack  of  verisimilitude  and  its  corrupting influence.  However,  his  criticism  did  not  go  unanswered;  Johann  Mattheson defended opera by arguing that Gottsched’s critical competence was insufficient. This debate not only reflected the Italian-German cultural transfer but also the tensions between reason and imagination in art. Muratori’s influence, although mediated  by  Gottsched,  persisted  in  German  aesthetic  thought,  affecting  later theorists  like  Gotthold  Ephraim  Lessing  and  Franz  Grillparzer.  The conflictreveals the complexity of the conflict and the persistent struggle between reason and emotion in the evaluation of opera.

Tanulmányom a 16-17. századi Kárpát-medence művelődéstörténetének a könyvkiadás és az írásbeliség elterjedésével kapcsolatos hatásait igyekszik röviden összefoglalni. Mivel a tárgyalt korszak jelentős történelmi eseményekben gazdag, és a nyomdaiparban is számos európai ország ért el jelentős fejlődést, terjedelmi korlátokra való tekintettel sok esetben csak érintőleges összefoglalást teszek, a nyomdászat korai korszakára jellemző ősnyomtatványok esetén rövid külhoni és hazai kitekintéssel, hiszen ezek a munkák idővel a magyar könyvterjesztésben is szerepet kaptak. Továbbá egy saját tulajdonban lévő, 1694-es kiadású Panegyrici Latini kötetén keresztül szeretném illusztrálni a könyv és olvasója közötti kötődést ebben a korszakban.

war ein Apostel der "Toleranz." "Toleranz" aber heißt, daß das "Negative" auch toleriert wird. Das Negative, auch das Unrecht, stochert im Sein. Die Toleranz ist auch statischer Natur: sie bleibt immer beim "Sein" und im "Sein." Eine "Negation der Negation" findet nicht statt! Goethe hatte deshalb gesagt: "Toleranz ist Kälte: es käme darauf an, zu lieben." Aber das, was diese "Liebe" ist, steht in den Sternen: Aber das ist eben der "Idealismus." Ohne den "Idealismus" kann der Mensch nicht leben. Die Sozialdemokraten wollen den Menschen einen Ausgleich verschaffen: dem Unrecht gegenüber: Das ist das Lessingsche Toleranz-Prinzip. Der "Kompromiß" ist identisch mit dem, was Lessing, auch in seinem Nathan den Weisen, als "Toleranz" bezeichnet hat. Die Religionen sollen sich tolerieren: aber ein Absolutes ist nicht: Die Idee, die Idee von Wahrheit wird desavouiert. Das nackte Gegenteil von Toleranz ist Mord: das ist Faschismus. Aber dieser Mord am Anderen, das ist auch Terrorismus: Also auch Totalitarismus. Denn in jedem Terrorismus steckt ein Totalitarismus. Die "Toleranz" geht so wenig über den Antagonismus hinaus wie der "Kompromiß." Beide schließen immer nur einen Bund mit dem Anderen/Falschen. Das Falsche also kann sich sehr wohl in einem jeden System der "Toleranz" wie des "Kompromisses" einnisten. Und dort sogar die Überhand gewinnen. Deshalb ist sowohl Lessing als auch die Sozialdemokratie nicht ausreichend dafür, daß das "Böse" aus der Welt geschafft wird: Das "Böse", Haß und Gewalt, sind nämlich die inneren Parameter des Seins, des Menschen, der Psyche des Menschen. Wer also immer nur den "Ausgleich" will, redet und denkt am Menschen und am Sein vorbei.

Sturm und Drang melodrama and maskilic comedy share a number of historical and aesthetic features. The Sturm und Drang authors were, like the early maskilim, young intellectuals typically employed as tutors or secretaries to members of the elite. Their critiques of the Enlightenment, therefore, primarily addressed social concerns rather than philosophical, theological, or ideological questions. In particular, they were
both preoccupied with the status of women and the dangers posed to their own status as unaffiliated, disenfranchised intellectuals by intellectually and socially independent women. When taken in comparison with Sturm und Drang, the maskilic farce can be seen not only as comedy or social critique but also as a revenge fantasy, imparting to a maskilic ideal the social capital and heroic action denied to maskilim in historical reality.

While embracing a serial culture, practices of translation, textual appropriation, and anthologisation are generally different phenomena. Their intersection resonates with the necessities and possibilities of the emerging mass market for literature driven by technological, cultural, educational, economic, and not least legal shifts in early nineteenth-century Germany. Cheap translations and reprint ‘libraries’ of classics and the emergence of periodicals heavily based on transnational transfer of textual and (later) visual material are corresponding aspects of the media revolution that set off in the 1820s, a development for which the exchange
between the German and British print markets proves to be crucial. Joseph Meyer, publisher and editor of compilated periodicals and serialised reprint libraries (1796–1856), proved a key mediator. The deep connection between serial culture and the flourishing of anthological formats, this article argues, is rooted in entrepreneurial publishing strategies that explored new ways of literary mediation by dealing with and capitalising on the abundance of print media.

This chapter explores the role of epic in the emergence of nationalism by
examining the intersection of Germanic myth and the Hebrew Bible. During the latter half of the eighteenth century, there was a growing fascination in and appreciation for the ancient customs of ‘natural peoples’. Among this esteemed group, which included nations like the Celts and Germans, the Hebrews were prominently featured, showcasing a culture in which the epic held great significance. It was during this period that biblical interpreters started to interpret Hebrew poetry as a means of creative expression, providing insights into the worldview of ancient humanity.

Walter Scott made wide use of his knowledge of historical linguistics —of the history of English and Scots— in writing dialogues in Ivanhoe and many other novels. This causes some problems for translators; the opening conversation between Gurth and Wamba in Ivanhoe, analysed here, is a case in point. Scott’s use of period language in his medieval novels, and also of a type of Scots which sometimes blends in with archaic English, as in the case of Rob Roy’s speech, should, ideally, be rendered in translation, since it is part of the author’s historical point of view. This, however, is not always possible to achieve with a result similar to that of the original. Nevertheless, if Scott became known worldwide it was, of course, due to translation.

The main purpose of the article is to describe the racial interpretation of European history proposed by an eminent British scholar John Pinkerton (1758Pinkerton ( -1826) ) in his book A Dissertation on the Origin and Progress of the Scythians or Goths (1787). The hypothesis suggested by John Pinkerton will be evaluated in a broader historical, intellectual and cultural context and its relationship to traditional Scytho-Celtic paradigm and indology of Royal Asiatic Society will be analyzed. Author argued that we could derive some fundamental similarities between Pinkerton's thesis and Aryan ideology penetrating Western political culture in the second half of nineteenth century. The fact could indicate that Western mentality used to be in a certain sense preadapted at the threshold of modernity for expansion of a new "myth of foundation" in the guise of racial aggressive narrative. John Pinkerton (1758-1826) as scholar has been widely neglected in the debates concerning the emergence of modern racial thinking including the Aryan imagination. 2 In his excellent survey of the intellectual development of British collective identities prior 2) For instance, the name of John Pinkerton is missing in the classic narrative on the roots of Western racial ideology written by Léon Poliakov ( , first edition 1971)). 1) Studie je dílčím výstupem projektu specifického výzkumu Katedry antropologických a historických věd FF ZČU, 2009. John Pinkerton and his vision of ancient Scythians: "Si les Aryens n'existaient pas, il faudrait les inventer" | Ivo Budil

Wiederum ist ein Band der vorbildlichen Gottsched-Briefausgabe anzuzeigen, die nichts Geringeres darstellt als ein unentbehrliches Quellenwerk zur deutschen Geistesgeschichte der 1720er bis 1760er Jahre. 1 Denn das aus-1 Zuletzt wurde in IFB besprochen: Briefwechsel : unter Einschluß des Briefwechsels von Luise Adelgunde Victorie Gottsched / Johann Christoph Gottsched. [Im Auftrage der Sächsischen Akademie der Wissenschaften zu Leipzig hrsg. von Detlef Döring und Manfred Rudersdorf].-Historisch-kritische Ausg.-Berlin [u.a.] :

Für den Protestanten Jacobi waren die Reformation und das Auftreten Martin Luthers ebenso unerwartete wie geschichtsprägende Ereignisse. "Luther certainement se serait moqué de lui-même, si, losqu'il afficha ses theses à Wittemberg, une idée qu'il allait changer la face de l'Europe lui était venue passer par la tête"(JWA 5,1: 177). Trotzdem kam das Auftreten Luthers nicht wie ein Blitz aus heiterem Himmel, sondern wurde von mehreren Vorläufern vorbereitet, wie Jacobi anhand eines Vergleichs dieses Ereignisses mit der Entstehungsgeschichte der Philosophie Kants erläutert: "Alle Philosophieen sind natürliche Entwickelungen des menschlichen Denkens, Modificationen der Vernunft, und verhalten sich zu der Wahrheit, ohngefähr, wie die verschiedenen Formen der Gesellschaft sich zum Princip der Geselligkeit verhalten. So wenig Luther allein ehmals die Reformation machte, so wenig hat Kant aus sich hervorgebracht, was man seine Philosophie nennt. So wie der Anfang des Lutherischen Werkes schon mit den Waldensern, mit Wiklef und Huß begann; so die Kantische Philosophie schon mit Cartesius, Lockeund Berkeley" (JWA 5,1: 217). Außer dass Jacobi an dieser Stelle die epochemachende Bedeutung der Reformation hervorhebt, betont er auch den geschichtlichen Charakter seiner Wahrheitsauffassung. Jacobi zufolge war die Reformation aber nicht nur epochemachend, sondern bedeutete auch einen wesentlichen Fortschritt in der Geschichte der Menschheit: "Alle die vorzüglichsten Männer, welche sich in den Jahrhunderten seit der Reformation in unserm Vaterlande hervorgethan haben, waren Protestanten, und bis auf den heutigen Tag ist nicht allein was Ruhm und Ehre, sondern auch was Vortheil bringt, beynah ausschließlich in ihren Händen; hinunter bis zur niedrigsten Classe sind sie die klügsten, geschicktesten, emsigsten und rechtschaffensten." In einer Fußnote mäßigt Jacobi aber diese chauvinistische Meinung, indem er eingesteht, "daß auch, unter den Schriftstellern zum Exempel, ein Boßuet, ein Fenelon, und daß eine Menge anderer, gewiß von Herzen Catolischer, große Männer gewesen sind. Auch hier kömmt die Religion nicht als Religion, sondern blos als ein Umstand der Erziehung in Betrachtung; und auch dieses nur, in blos zufälliger Rücksicht von Zeit und

Jacobi gehörte einer kleinen lutherischen Gemeinde im überwiegend katholischen Düsseldorf an und trat mit 14 Jahren dem pietistischen Zirkel der "Feinen" bei (ABW: VIIff.), was verständlich macht, dass er von Kindesbeinen an von seiner konfessionellen Angehörigkeit und dem Glauben an ihre Überlegenheit gegenüber der katholischen Konfession geprägt war. Folglich ist er davon überzeugt, dass "wir [etwa] den protestantischen Missethäter getroster zum Gerichtsplatz wandeln sehen, als den katholischen. Gleichwohl kann der Katholische, wenn er es von ganzer Seele ist, sich des Himmels vielleicht gewisser glauben, als der Protestant. Aber dieser ist durch das bischen mehr Unterricht, das er in seiner Kindheit genossen hat, zu einem geistigern Enthusiasmus fähig, [und] sein Begleiter weiß lebhaftere und zusammengesetztere Vorstellungen in ihm hervorzubringen" (JWA 7,1: 320; vgl. JWA 7,1:193). Hiermit spielt Jacobi auf den bekannten Doppelunterschied der größeren Heilsgewissheit bei den Katholiken und der gründlicheren theologischen Bildung bei den Protestanten an. Andere theologische Kennzeichen des Protestantismus sind die Bedeutung der Bibel und der Nachdruck auf den Gedanken der unsichtbaren Kirche und der Gemeinschaft der Heiligen, womit Jacobi die äußerliche, sichtbare Kirche der Katholiken und ihren Autoritarismus, der sich in der Rolle der Priester und besonders im Papismus zeigt, kritisiert. "Wir Protestanten hätten also unrecht wenn wir auf eine äußerliche Kirche Anspruch machten, ohne einen andern Erkenntnisgrund als allein die Bibel anzunehmen" (

Für Jacobi hat Kirche meistens eine negative Bedeutung, insbesondere weil er sie öfters mit der sichtbaren, äußerlichen katholischen Kirche gleichsetzt und sie so der wahren, unsichtbaren, innerlichen protestantischen Kirche gegenüberstellt. Zweitens verwendet Jacobi das Wort Kirche im Rahmen seiner Beschreibung der Rolle der Kirche in der intellektuellen Bildung der mittelalterlichen Gesellschaft. Schließlich kommt das Wort Kirche aber auch in einem nichtreligiösen Sinn vor, indem Jacobi seine Gegner der Berliner Aufklärung als Mitglieder einer philosophischen Kirche bezeichnet, um sie so zu diffamieren.

Für Jacobi hat das Wort ‚Fleisch' keine technisch-philosophische Bedeutung. Meistens verwendet er dieses Wort in einem metaphorischen Sinne, um damit das Natürliche oder Körperliche, einschließlich des Lustvollen, im Menschen anzudeuten, öfters mittels Ausdrücke wie ‚Fleisch und Blut'. Zweitens verwendet Jacobi das Wort ‚Fleisch', um das spannungsvolle, positive oder negative Verhältnis zwischen dem Körperlichen und dem Geistigen auszudrücken, und schließlich weist er mit diesem Wort auf die enge Verwandtschaft zwischen verschiedenen Menschen hin. Manchmal ist ‚Fleisch' biblischen Metaphern entnommen.

Faust II-die Tragödie der Gedächtniskultur Paradoxes Gedächtnistheater: Dreitausend Jahre Kulturgeschichte-vom trojanischen Krieg bis zur industriellen Revolution-läßt Goethe in seinem Faust II Revue passieren, doch der Protagonist durchläuft dieses Panorama der Denkwürdigkeiten nicht als Erinnernder, sondern als Vergessender. Fausts "Cursum" durch die "große Welt" (V. 2052ff), der ihn aus der kleinen Welt des ersten Teils herausführt, beginnt mit einem Lethebad, und endet in einem Läuterungsprozeß, der "Alles Vergängliche", mithin die gesamte Memorialkultur des Abendlands, zum bloßen "Gleichnis" (V. 12104f) verflüchtigt. Auch, ja gerade dort, wo Faust sich im kulturellen Gedächtnis zu verewigen sucht-etwa in einer theatralischen Reanimation des antiken Schönheitsideals oder einem grandiosen Landgewinnungsprojekt-erweist er sich um so mehr als selbstvergessen: Kaum hat er die Bühnenexistenz Helenas herbeigezaubert, verpufft sie ihm in einer Explosion, die ihn bewußtlos zurückläßt; und der vermeintliche Entwässerungsgraben, an dem der blinde Kolonisator seine Arbeiter zu schaufeln wähnt, ist in Wirklichkeit nur sein eigenes Grab. Alles Bemühen um Fixierung des eigenen Tuns im Monument befördert es nur um so gründlicher in den Abgrund der Vergessenheit. Goethes Drama aber bleibt uns nicht zuletzt deshalb als bedeutendes literarisches Denkmal gegenwärtig, weil es dieser Paradoxien eingedenkt. 1 Die Problemstellung, die es uns vor Augen führt, hat zu Beginn des Dritten Jahrtausends an Schärfe zugenommen. Wir wissen um die Amnesie-Wirkung der ins Gigantische gewachsenen Datenspeicher und ahnen zumindest, daß es eines anderen Erinnerns bedarf, wenn es seinen Wortsinn, das "Sich-innerlich-machen, CORE Metadata, citation and similar papers at core.ac.uk

Die Texte dieser kooperativen Arbeit bewegen sich im Spielraum zwischen Interpretation und theoretischem Entwurf. Das hier vorgestellte Konzept betrachtet, im Anschluss an Hegel, "die Revolution in der Form der Künste". Es richtet den Blick auf Kunst als Realismus und Aufklärung seit der frühen Antike. Ein Schwerpunkt ist das Verhältnis der deutschen Klassik zur europäischen Romantik, das bislang kaum untersucht und auch im Peter Hacks folgenden Klassik-Verständnis seinen Ort bisher nicht gefunden hat.

Diese Artikel beschäftigt sich mit der Faust I Rezeption durch die revolutionäre englische Romantik - in direkter Form durch Shelley und Byron. Indirekte Parallelen werden zwischen der Bedeutung der Sinnlichkeit bei Goethe und Keats hergestellt. Shelley und Byron lernten eigens Deutsch, um Teile aus Goethes Werk zu lesen und zu übersetzen.

We all know how Freud's Jenseits des Lustprinzips (1920) ends: with the end, which is to say, with the formulation of the death drive, des Todestriebs, the hypothetical principle of life lived for the purpose of death. As Freud explains, the opposition he had formulated earlier between the ego and its objects had not been holding up so well. Just as he finds in Jenseits that masochism is merely sadism which takes the self as its object, so, Freud remarks at the close of Jenseits, he had already found in his work on narcissism and the instincts that the ego, or a part or parts of the ego, could also split off from the ego to become sexual, libidinal objects, and thus that the opposition between the ego and the sex drives, dem lchtriebe und Serualtriebe, even if assisted by the deferring mediations of the "Realitiätsprinzip," did not explain much, or at least not

Studies of German philhellenism have often focused upon the idealization of Greece by German intellectuals, rather than considering the very real, at times reciprocal, at times ambivalent or even brutal, relationship which existed between contemporary Germans and the Greek state from the Greek War of Independence onwards.

This review essay surveys historiographical developments in the literature on German philhellenism which have emerged in the past dozen years (2004–16), drawing on research in German studies, classical philology and reception studies, Modern Greek studies, intellectual history, philosophy, art history, and archaeology.

The essay explores the extent to which recent research affirms or rebuts that notion of German cultural exceptionalism which posits a Hellenophile Sonderweg – culminating in the tyranny of Germany over Greece imposed by force of arms under the Third Reich – when interpreting the vicissitudes of the Graeco–German relationship.

The discussion of new literature touches upon various themes, including Winckelmann reception at the fin-de-siècle and the anti-positivist aspects of twentieth-century philhellenism, the idealization of ‘Platonic’ homoeroticism in the Stefan George-Kreis, the reciprocal relationship between German idealist philhellenism and historicism, and the ways in which German perceptions of modern Greece’s materiality have constantly been mediated through idealized visions of Greek antiquity.

This study explores the oppression faced by 18th-century labouring-class women through poetry
and intersectionality. By employing Kimberlé Crenshaw's concept of intersectionality and
Beverly Skeggs' theory of respectability it examines how gender and class intertwine to create
unique challenges. Analysing the lives and works of non-canonized women poets, the research
unveils enduring patterns of overlapping oppressions, highlighting the significance of
intersectionality in understanding women's experiences. This study offers fresh insights into their
struggles, contributing to both literary analysis and women's studies.
Keywords
Labouring class, intersectionality, respectability, oppression, gender inequalities.

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